Angesichts der Veränderung von Trauerkultur braucht es neue Wege der Trauerbegleitung. Mein Projekt probiert vor diesem Hintergrund niedrigschwellige Zugänge an einem Ort aus, an dem Trauer in besonderer Weise Thema ist.
Das Ziel:
Der Umgang mit Tod und Trauer hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. Der sinkenden gesellschaftlichen Kompetenz im Umgang mit Tod und Trauer entspricht ein Wachsen der Anforderungen an trauernde Personen, individuelle Bewältigungsstrategien zu finden. Damit geht ein erhöhter Bedarf an Trauerbegleitung einher. Im Kontext von Ortsgemeinden sind damit zumeist allerdings nur die wenigen Menschen erreichbar, die bereits eine persönliche Beziehung zu Pfarrpersonen haben. Damit ist seelsorgliche Trauerbegleitung selbst für viele Kirchenmitglieder wenig zugänglich.
Das Projekt machte sich zum Ziel, die Kirche und den Friedhof sowie kirchliches Personal als auf Fragen von Trauer und Tod ansprechbare Partner:innen auszuweisen und somit die Schwelle für die Inanspruchnahme von Seelsorge herabzusenken. Zudem sollten Trauernde auf verschiedene Möglichkeiten des Umgangs damit und insbesondere auf Gruppen und Hilfsangebote in der Stadt hingewiesen werden.
Die Projektgruppe:
Das Projekt wurde mit einer kleinen und relativ jungen Gruppe von Menschen entwickelt, die jeweils einen intensiven Bezug zum Laurentiusfriedhof oder zu Trauer hatten. Die Gruppe war recht homogen zusammengesetzt, was ein schnelles und effizientes Arbeiten ermöglichte. Leider ist es nicht gelungen, eine Person aus der Zielgruppe für die Projektgruppe zu gewinnen.
Verlauf:
Zahlreiche Gespräche mit unterschiedlichen Menschen aus der Gemeinde führten zur Entwicklung des Formats. Die Bildung einer Gruppe war angesichts eines Ortswechsels innerhalb meines Vikariats und der Schwere des Themas die größte Herausforderung für mich. Die konkrete Planung gelang dann in drei konzentrierten Planungstreffen erstaunlich schnell.
Reflexion & Ergebnisse:
Wie gehen Projektcharakter und Seelsorge zusammen? Der Tag des Friedhofs in Laurentius war ein Experiment im sensiblen Bereich. Mich bewegt im Rückblick, dass es Menschen gab, für die dieser Tag wichtig war. In einigen Gesprächen haben mir Menschen ihre Geschichten erzählt. Ich habe dabei große Dankbarkeit gespürt, dass wir einen Raum eröffnet haben, um mit der eigenen Trauer vorkommen zu können und in diesem Bedürfnis gesehen zu werden. Auch wenn Trauerbegleitung nicht an einem Tag oder mit einem Gespräch zu leisten ist, haben hoffentlich einige Menschen Impulse für ihr Weitergehen erhalten. Die Verbindung von Programm und offenerem Angebot ist nach meiner Einschätzung insgesamt gut gelungen. Einige Menschen kamen für die Führung und blieben dann noch zum Gespräch und schauten sich danach das ausgestellte Material an.
Kaum erreicht wurde leider die Gruppe, die ich eigentlich im Blick hatte: Menschen, die mit der Gemeinde nicht in Verbindung stehen und Verstorbene auf dem Friedhof haben. Ich vermute, dass unsere Öffentlichkeitsarbeit diese Gruppe kaum erreicht hat, weil sie verhältnismäßig kurzfristig erfolgte. Gefehlt hat außerdem eine Vernetzung von Projektgruppe und den Menschen, die den Friedhof regelmäßig besuchen.
Laura-Christin Krannich, Halle