Starwars in der Kirche

Entwicklung eines Gottesdienstes mit Schülerinnen und Schülern zu grundlegenden Lebensfragen mithilfe eines Filmes.

Ein Beitrag von Constantin Plaul

Projektidee

Die zugrundeliegende Idee besteht im Wesentlichen darin, mit Jugendlichen auf eine unkonventionelle Weise über ethische und/oder religiöse Themen ins Gespräch zu kommen. Im Hintergrund steht die Auffassung, dass Kirche – auch – ein Ort ist, an dem Menschen genau solche Themen reflektieren und kommunizieren können. Genau dies sollte durch mein Projekt für eine Gruppe Jugendlicher erfahrbar werden. Als Gegenstand der Auseinandersetzung hatte ich die ersten sechs Star-Wars-Filme ausgewählt. Der eigentliche Fokus bestand aber letztlich nicht so sehr in der Erschließung von Star Wars. Vielmehr ging es darum, eine popkulturell überaus anschluss- fähige Darstellungsform menschlicher Lebensfragen zu nutzen, um jugendliche Menschen anzure- gen, über sich und das Leben nachzudenken. Damit das Unternehmen nicht ins bloße Ungefähr abgleitet, wurde zugleich ein praktisches Ziel bestimmt, auf das hin die Arbeit an und mit den Filmen ausgerichtet wurde. In der Themenstellung meines Projektes ist diesbezüglich von einem Star-Wars-Gottesdienst die Rede. Im Verlauf der Projektdurchführung hatte ich mich aber entschieden, den Jugendlichen ein freieres Format anzubieten. Daraus ist am Ende ein Themenrund- gang entstanden, der eine Vielzahl performativer Elemente einschloss und auf kreative Weise das Versöhnungsnarrativ von Star Wars in Grundzügen zur Darstellung brachte. Methodisch geleitet war die Arbeit mit den Jugendlichen von dem Ansatz, ihnen weitestgehende Mitbestimmungsmög- lichkeiten einzuräumen, sowohl was das angewandte Arbeitsverfahren als auch was die Inhalte anbelangt.

Zielgruppe

In meiner Vikariatsgemeinde war die Jugendarbeit in den letzten Jahren vollkommen zusammen- gebrochen. Jugendliche spielten im Gemeindeleben so gut wie keine Rolle mehr. Diesen Umstand hatte ich als befremdlich empfunden und überlegt, welche Wege versucht werden könnten, um neue Begegnungen zu ermöglichen. Aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft des jüngst gegrün- deten „Neuen Städtischen Gymnasiums“ (NSG) zur Gemeinde, legte es sich nahe, für jene Schule ein Angebot zu entwickeln. Deren Verantwortliche ließen sich gerne darauf ein und eröffneten mir die Möglichkeit, im Rahmen ihres – für Schülerinnen und Schüler (SuS) wahlpflichtigen – Modul- systems am Nachmittag mit einer Gruppe von SuS wöchentlich zu arbeiten. Aufgrund der dama- ligen Zusammensetzung der Schülerschaft war der altersmäßige Umfang dadurch weitgehend fest- gelegt. Die Einbettung in das Schulleben brachte darüber hinaus die schöne Herausforderung mit sich, gerade auch kirchenferne Jugendliche in das Projekt zu integrieren. Im Verlauf des Schulhalbjahres Feb–Jun 2017 erarbeitete ich mit den SuS dann oben genanntes Programm.

Projektgruppe

Die Zielgruppe meines Projektes war zugleich meine Projektgruppe. Denn so sehr mein Gemein- deprojekt auf die SuS selbst zielte, so sehr waren sie im Projektverlauf unmittelbar involviert. Etwas zugespitzt gesagt: Es ging nicht darum, etwas für Jugendliche zu machen, sondern etwas mit Ju- gendlichen zu machen – mit dem Ziel, sie Gemeinde als einen Ort erfahren zu lassen, an dem gerade auch für sie und ihre Themen Raum ist. Unterstützt wurde das Projekt durch eine Gruppe von Teamern, aus dem nahegelegenen Studentenwohnheim „Reformiertes Convict“. Letztere wa-ren von Anbeginn in die Konzeptualisierung, Planung, Organisation und Durchführung mit ein- gebunden und haben wesentlichen Anteil daran gehabt, das Ganze zu einem Erfolg werden zu lassen.

Verlauf

Die ersten zwei Wochen waren dem gemeinsamen Kennenlernen in der Gruppe und der gemein- samen Vereinbarung des weiteren Vorgehens gewidmet. Die folgenden acht Wochen standen unter der Zielvorgabe: „Wir wollen alle Star Wars Profis werden“. Wir schauten Filme und erarbeiteten die Handlung. Dieses Vorgehen war insofern geboten, als nicht alle SuS zu Beginn des Projektes auf demselben Wissensstand waren. In einer weiteren Phase ging es zwei Wochen lang darum, Themen von Star Wars auszuwählen und sie im Blick auf die eigenen Lebenserfahrungen der Ju- gendlichen zu vertiefen (z.B. „Freundschaft“, „Verrat“, „Gut“, „Böse“). Im Anschluss daran wurde innerhalb von fünf Wochen die Abschlussaktion geplant und generalgeprobt. Am Ende stand die öffentliche Aufführung.

Ergebnisse und kritische Reflexion

Hinsichtlich des Ziels – mit Jugendlichen über Lebensfragen ins Gespräch zu kommen – war das Projekt ein Erfolg. Die Jugendlichen hatten sichtlich Freude an dem Ganzen, insbesondere an der Abschlussaktion. Ich gehe davon aus, dass den Jugendlichen in und durch die gemeinsame Be- schäftigung mitkommuniziert wurde, dass Kirche ein Ort für solche Art Austausch und solche Art der Begegnung sein kann. Es ist gut gelungen, die Jugendlichen zu aktivieren. Sie haben in einem hohen Maß Verantwortung mit getragen für die Ausgestaltung des Projekts und dessen Abschlussaktion. Schulleiter und Religionslehrer des NSG waren begeistert von ihrem überdurchschnittli- chen Engagement. Vor allem durch die Abschlussaktion – zu der ca. 120–150 Personen aus der Stadt Halle (Saale) gekommen waren – hatten nicht nur die SuS Gelegenheit, sich zu präsentieren. Darüber hinaus erfuhr meine Vikariatsgemeinde – und indirekt Kirche überhaupt – positive Auf- merksamkeit in der Öffentlichkeit. (Im Vorfeld und danach war auch in unterschiedlichen Medien berichtet worden.) Ein nicht zu vernachlässigender Faktor besteht schließlich in der Vernetzung der Gemeinde mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren des Stadtlebens, insbesondere des NSG – mit dem für die Zukunft weitere Kooperationen angedacht sind.

Als etwas ungünstig hat sich der Zeitrahmen des Projekts herausgestellt: Treffen einmal wöchent- lich für eine Stunde. Die gemeinsame Arbeit und Gruppendynamik wurden dadurch partiell behindert. Ebenso hat sich die Uhrzeit (14:00–15:00 Uhr) als suboptimal erwiesen, weil die SuS nach der Schule sehr erschöpft waren. Schließlich ist die zweite Phase – zur Erschließung der Filmhandlung – zu lang geraten. Hier hätte eine stärkere Schwerpunktbildung gutgetan.