Spätaussiedler und Einheimische begegnen sich mit ihrer jeweiligen Kultur und (Lebens)-Geschichte.
Ein Beitrag von Cornelia Kühne
Spätaussiedler und Einheimische begegnen sich mit ihrer jeweiligen Kultur und (Lebens)-Geschichte.
Die Spätaussiedler erzählen von ihrer ersten Heimat und rufen die Unrechtsgeschichte ihrer Familien wach.
Es eröffnen sich Gesprächsräume zum persönlichen Verständnis von Heimat, zu Sehnsüchten und Ängsten.
Die Veranstaltung dient Einheimischen als Zeitzeugenbericht und erinnert an die leidvollen Schicksale von Spätaussiedlern. Sie würdigt und stärkt deren bleibend zerrissene Identität.
Die Veranstaltung leistet kulturelle Vermittlungsarbeit durch das Thema Heimat: Beheimatung wird als Aufgabe und Geschenk bedacht, die Gemeinde wird als Raum von religiöser Beheimatung wahrgenommen.
Durch das Projekt fühlen sich Spätaussiedler eingeladen, die Gemeinde als Raum sozialer Teilhabe (mit) zu gestalten.
Es haben sich Spätaussiedler aus dem Stadtteil und der Kirchengemeinde sowie einheimische Gemeindeglieder ansprechen lassen. Die Veranstaltung hat Potential für eine größere Öffentlichkeit, wie z. B. Schulen.
Sie bestand aus vier Spätaussiedlerinnen zweier Generationen und zwei Einheimischen mit Interesse an Kulturvermittlung. Es gab sowohl Teilnehmer aus der Gemeinde als auch externe.
Vormittags wurde mit einer Vernissage die Ausstellung eröffnet: Sie bestand aus Objekten der kasachischen Heimat und Fotografien dieser Objekte, die diese an ihrem Ort zu Hause zeigten.
Nach musikalischen Beiträgen, einer historischen Hinführung und der Lesung eines kasachischen Märchens erzählten vier Personen nacheinander von sich und den Schicksalen ihrer Familien.
Eine Mittagspause lud mit russischen und deutschen Speisen zur Stärkung und Begegnung untereinander ein.
Nachmittags trafen sich alle in vier Kleingruppen, um über Heimat zu sprechen: Jede Person konnte dazu ein mitgebrachtes Objekt vorstellen als Anknüpfungspunkt für eine Diskussion über Heimatorte und Heimatbedeutungen. (Die Objekte wurden danach bei einer Versteigerung einer neuen Heimat zugeführt, der Erlös ging über das Gustav-Adolf-Werk an ev.-luth. Kirchen in Kasachstan und Kirgistan.)
Bei einem geistlichen Abschluss in der Kirche (z. T. zweisprachig) wurde alles Offene und Unerträgliche, aber auch Dank für Heimat und Geborgensein vor Gott gebracht mit der Bitte um Zukunft und Frieden.
Die Projektgruppenteilnehmer bringen allesamt verschiedene Interessen und Kompetenzen ein, daher muss die Projektleitung die Bedürfnisse und Projektziele gut koordinieren.
Unsere Erfahrung war, dass die Veranstaltung möglichst frühzeitig und am besten persönlich beworben wird: Gerade Spätaussiedler lassen sich zunächst schwerer ansprechen. Der finanzielle Rahmen muss die Werbe- und Materialkosten bedenken einschließlich Fotodrucken, er ist aber gut überschaubar.
Die Biographiearbeit und das lebensgeschichtliche Erzählen war eine große Herausforderung sowohl für die Spätaussiedler als auch für die Moderation: Es können durchaus unausgesprochene und unverarbeitete Erinnerungen im Erzählen auftauchen, dafür braucht es einen vertrauensvollen Rahmen und seelsorgliche Begleitung.
Die Verknüpfung mit dem Thema Heimat bot eine Einbindung der eigenen Lebensgeschichte als Teil der göttlichen Lebens- und Liebesgeschichte mit seinen Menschen.Von daher eröffnete der geistliche Abschluss einen auf Zukunft und Trost ausgerichteten Raum.
Die Veranstaltung ist wärmstens zu empfehlen – auch möglich als Begegnung von Personen verschiedener Migrationshintergründe. Die Begegnung durch persönliche Lebensgeschichten schafft eine schnelle und tiefe Begegnungsmöglichkeit.